Dienstag, Oktober 09, 2007

Politiker sind zu dumm das Sozialversicherungssystem zu begreifen,

sonst würden Sätze wie

"Wer länger in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, muss auch länger Leistungen erhalten"

oder

"Das Glück Kinder zu haben, bzw. das Unglück, keine Kinder haben zu können, darf bei der Rentenversicherung keine Rolle spielen"

nicht mehr ungestraft abgesondert werden dürfen.

Die Arbeitslosenversicherung ist wie die Krankenversicherung eine sog. Eventualversicherung. Man zahlt Beiträge ein, das Geld wandert auf Nimmerwiedersehen in einen großen Topf und jeder sollte eigentlich froh sein, wenn der Versicherungsfall niemals eintritt. Wer würde auf den Gedanken kommen, Menschen nach Dauer der Beitragszahlung in die Krankenversicherung behandeln zu lassen ? Wer 30 Jahre lang eingezahlt hat, darf 12 Monate und 3 Tage im Koma liegen, bevor die Stecker gezogen werden, wäre die analoge Argumentation.

Auch bei der gesetzlichen Rentenversicherung landen die Beiträge nicht auf einem Versicherungskonto und werden dort durch geschickte Anlage und Wiederanlage mit Zins und Zinseszins vermehrt.

Nein ! Das Geld, welches von den Arbeitgebern heute an die Rentenkasse abgeführt wird, wird morgen sofort wieder an die aktuelle Rentnergeneration ausbezahlt. Was bleibt, ist ein ideeller Anteil am Gesamtbeitragsaufkommen, der dem "Rentenkonto" gutgeschrieben wird.

Gehe ich morgen in Rente, wer erwirtschaftet dann die Gelder, die an mich ausgezahlt werden ? Kinder ! Entweder meine eigenen, oder die Kinder fremder Leute. Je weniger nachrücken und einzahlen, umso geringer wird die staatliche Rente.

DAS ist in Cent und Euro messbar. Ebenso ist in Cent und Euro messbar, was ich heute nicht beiseite legen kann, um mir ein Privatpolster für das Alter zuzulegen, weil ich es in die Aufzucht und Erziehung meiner Kinder investiere. Jeder Euro, den ich verdiene wird an mehrere Köpfe verteilt. Dieser Effekt ist messbar, in Cent und Euro.

Vergleiche ich also Gleiches mit Gleichem, stehe ich im Alter beschissen dar, weil ich weniger auf die hohe Kante legen konnte und meine Kinder auch noch die Rente kinderloser Mitaltersruheständler erwirtschaften müssen; ob die auf die staatlichen Almosen nun angewiesen sind, oder nicht.

Meine Kinder wachsen zu sehen, mit Ihnen durch alle Höhen und Tiefen des Lebens zu gehen, ist in der Tat mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen. Nur kann ich von diesen ideellen Werten im Alter nicht leben.

Das musste mal in aller Deutlichkeit raus. Die nächsten Politiker, die wieder solche wohlfeilen und überflüssigen Floskeln verwenden, werden hier namentlich als Phrasenschweine aufgelistet.

3 Kommentare:

  1. Wenn o. g. Politiker diese Tatsache jemals verstehen sollen, muss man den richtigen Sprecher engagieren. Klingt komisch, ist aber so.

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  2. Den Satz "Wer länger in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, muss auch länger Leistungen erhalten" halten Sie also für falsch, ja geradezu für Blödsinn.

    Halten Sie den Satz "Wer mehr in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, muss auch höhere Leistungen erhalten" - m.a.W. die dem geltenden recht entsprechende grds. Ausrichtung der Höhe des ALG I an der Höhe des beitragspflichtigen Arbeitsentgelts - auch für Blödsinn?

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  3. Die Dauer und die Höhe der Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung hängen von gesetzgeberischen Wertentscheidungen ab. Dabei darf der Gesetzgeber auch unterschiedliche Bezugsdauern vom Zeitraum der Beitragsdauer festlegen; eine Zwangsläufigkeit sehe ich nicht. Deshalb mein Beispiel mit der Krankenversicherung.

    In der privaten Unfallversicherung oder Lebensversicherung löst der Eintritt des Versicherungsfalles die vereinbarte Leistungspflicht aus- unabhängig davon, ob der Versicherungsfall nach wenigen Tagen oder vielen Jahren nach Abschluss des Vertrages eintritt.

    Hier kalkulieren die Unternehmen auf der Grundlage versicherungsmathematischer Berechnungen.

    Selbstverständlich kann ich durch die Höhe meines Beitrages die Leistungshöhe variieren.

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