Freitag, Dezember 10, 2010

Ehrlich währt es am Längsten

Heute Nacht hatte ich einen Traum. Wie kann ich mit wenig Aufwand ganz schnell viel Geld machen?

Ich wälzte mich von einer Seite meines Bettes auf die andere, bis mir die Erleuchtung kam.

Zunächst erfinde ich ein überschaubares Artikelsortiment und lasse es professionell bewerben und vermarkten. Außer den Prototypen, die in der Werbung zu sehen sind, benötige ich noch einige billigere oder abweichende Modelle, die ich den Kunden zusende, gegen Vorkasse, Nachnahme oder Kreditkarte versteht sich. Und selbstverständlich kommen noch Versandkosten, Bearbeitungsgebühren, Versicherungsbeiträge und Kontoeinrichtungskosten hinzu

Natürlich sind die Kunden nicht so leicht zu blenden. Mit einer Rücksendequote von 90% ist daher zu rechnen. Damit schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits ist meine Gewinnspanne bei den nicht retournierten 10% immens, andererseits erhalte ich die Möglichkeit, die retournierten Artikel an neue Kunden zu versenden, ohne neue Ware hierfür erwerben zu müssen.

Aber auch die 90% unzufriedenen Kunden bringen mir Umsatz und Gewinn. Denn statt einer Beschwerdehotline zum Normaltarif, biete ich eine überteuerte Sonderrufnummer an. Mein geschultes Call-Centerpersonal wird jeden Anrufer so lange vertrösten und hinhalten bis der vorgegebene Gesprächskostenbetrag erreicht ist. Je wütender der anrufende Kunde ist, um so besser.

Sendet der Kunde die Ware zurück, mache ich eine Wertminderung geltend und gewähre eine Gutschrift von maximal 50 Prozent des ursprünglichen Warenbestellwertes, die nur mit der nächsten Bestellung verrechnet werden kann.

Auch hier stelle ich fest, dass ein gewisser Anteil resigniert die Segel streichen wird. Dieses Geld ist mir sicher, ohne dass dem Kunden ein Nutzen verbleiben wird.

Andere werden sich wieder an die Hotline wenden und mein Konto mit Telefongebühren erfrischen.

Ganz Wenige werden sich trotz des eklatanten Missverhältnisses zwischen Streitwert und Kostenrisiko anwaltlicher Hilfe bedienen, nun ja so ganz ohne Aufwand ist eben kein Geschäft zu führen. Sollen sie doch ihr Geld zurück erhalten.

Und wenn ich mein Modell lange genug ausgereizt habe, mache ich den Laden dicht und unter neuem Namen und unter neuer Anschrift wieder auf. Wer einmal Blut geleckt hat, versucht es immer und immer wieder.

Ich wache schweißgebadet auf. Mit so schmutzigen Tricks will ich meine Familie nicht ernähren. Und wenn mich mein Sohn fragen sollte, wie man es schafft reich zu werden, dann sage ich ihm:

Ehrlich, mein Sohn, währt's am Längsten!



Sie glauben, das gibt es nicht? Gibt es leider doch...


1 Kommentar:

  1. 120 Leser und jetzt erst der erste Kommentar (zumindest hier)singnalisiert mir Resingnation auf breiter Ebene.Eigentlich frage ich mich wie man die große breite Masse von ehrlichen Mitbürgern auf solche betrügerische Abzocken wirkungsfoll aufmerksam machen kann,und zwar bevor sie derart verhängnisvolle Bestellungen aufgeben.Andernfalls glaube ich nicht das auch nur einer ohne anwaltliche Hilfe sein Geld zurück bekommt und auch das dürfte für den Anwalt kaum reichen.Den Rat zur Offensive über Jauch oder Akte 2011 dürfte höchstens irgendwann dazu beitragen den Laden dicht zu machen (deshalb sollten so veile wie möglich mitmachen und ein guter Weg die Leute zu warnen!)aber Geld gibts da glaub ich auch keins.Zu guter letzt noch ein Gedanke der mir einfach nicht aus dem Schädel will.Man sollte einfach in das Retourpäckchen reinschei...,aber ganz dünn damit die Leute da auch ganzgenau wissen was man von ihrer Post hält und andererseits können sie die Wahre nicht weiter versenden,das-könnte eine kleine Genugtum bringen!

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