Dienstag, November 22, 2011

Kein Aufschrei der Entrüstung - Friedrich spricht von peinlicher Befragung

Ach, was war das doch für ein Medienecho, als die Sport-Moderatorin Kathrin Müller-Hohenstein während der Fußball WM das Bild vom "inneren Reichsparteitag" verwendete.

Am vergangenen Sonntag sprach der Bundesinneminister Friedrich, auf die Pannen der Ermittlungs- und Verfassungsschutzbehörden beim Vorgehen gegen den Rechtsterrorismus angesprochen, folgende Worte in das ihm vorgehaltene Mikrofon:

"Es wird der eine oder der andere sich einer peinlichen Befragung unterziehen müssen"

Quelle: ZDF Berlin direkt vom 20.11.2011 (Zeit 04:26-04:35)

Und keinen hat es gestört.

Ich meine, ein Bundesinnenmister sollte die Bedeutung einer peinlichen Befragung kennen und einen derart falschen Begriff auch nicht in der Hektik des Augenblicks verwenden.

Unter einer peinlichen Befragung ist nämlich nichts anderes als die Anwendung von Folter zur Erzwingung einer Aussage zu verstehen. Für Einzelheiten wird auf wikipedia verwiesen. Natürlich hat der Bundesinnenminister niemandem die Folter androhen wollen. Die Aussage fand im Rahmen eines Interviews statt. Dennoch finde ich es sehr, sehr befremdlich, dass dieser Terminus verwendet wurde, obwohl er wohl sagen wollte, dass sich einige Leute für sie sehr peinliche Fragen gefallen werden lassen müssen. (Zu diesem Nachtrag habe ich mich entschlossen, nachdem ein Kollege den Beitrag in den falschen Hals bekommen hat.)

Aber die Bundesregierung macht eben einen geschlossenen Eindruck, ganz im Sinne der Kanzlerin.

6 Kommentare:

  1. Nun ja .... wir scheiden ja auch nach Scharia und demnächst wohl dann nach Hexenhammer ....

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  2. Abwegige Besserwisserei. Seit dem 19. Jahrhundert hat "peinlich" eine andere Bedeutung als zur Zeit der "peinlichen Halsgerichtsordnung".

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  3. Trotzdem ist der Begriff "peinliche Befragung" unter Juristen eindeutig belegt.

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  4. Naja - Juristen, die sich auskennen, wissen jedenfalls, dass die eigentliche Folter in der Carolina als "marter" bezeichnet wurde und die "peinliche Befragung" des Beschuldigten den Gesamtvorgang der Befragung im inquisitorischen Strafprozess bezeichnete, der die Folter zwar einschloss, mit ihr aber nicht identisch war.

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  5. ich finde auch, hier wird Wortklauberei betrieben; Jeder Normalsterbliche weiß, wie es gemeint war und denkt nicht, gepeinigt von rechtsgeschichtlichem Wissen :-), an Folter

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  6. Man könnte ja "Kleinigkeitskrämer" meinen, wäre da nicht eine schöne Umschreibung unter http://de.wiktionary.org/wiki/peinlich zu finden: veraltet!

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