Donnerstag, März 22, 2012

(Bitte) Vollbringen Sie Wunder

Das Alltagsgeschäft einer Rechtsanwaltskanzlei ist zu uninteressant, um es in Funk und Fernsehen einer breiteren Masse nahe zu bringen. Wenn Anwälte in Spielfilmen vorkommen, dann meistens als Handlanger von Schwerkriminellen oder Wirtschaftsbossen, die durch ein 10 Sekunden-Telefonat in Marsch gesetzt werden, um die Karre aus dem Dreck zu holen.

Dass eine erfolgreiche Mandatierung weitaus mehr voraussetzt, als den bloßen Auftrag zum Tätigwerden, überrascht viele Mandanten zutiefst.

Gerade wurde ich Zeuge eines Telefonats zwischen unserer ReNo und einem potentiellen Neumandanten. Der Anrufer wollte seinen bisherigen Anwalt wechseln und unsere Kanzlei beauftragen. Grundsätzlich wären wir nicht abgeneigt.

Das Verfahren wäre in der II. Instanz, bei einem OLG ganz weit weg. Oh-Ha!

Die Frist zur Beschwerdebegründung läuft am Montag ab. Uijuijuijuijui!

Nach kurzer Rückfrage mit mir wurde dem Anrufer angeboten zu einer persönlichen Besprechung am Freitag zu erscheinen, um die Vollmacht zu erteilen, eine Vergütungsvereinbarung zu unterzeichnen, die Unterlagen vorbeizubringen und einen angemessenen Vorschuss in bar zu bezahlen.

Das ginge nun aber auf gar keinen Fall. Er befände sich derzeit an der Nordsee in Kur und eine so weite Reise wäre mit dem Erholungszweck nicht zu vereinbaren. Ob er nicht seinen Fall telefonisch vortragen könne?

Nach kurzem Blickkontakt wurde die Annahme des Mandats durch die ReNo abgelehnt.

  • Keine Unterlagen 
  • Keine Vollmacht 
  • Kein Vorschuss 
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Kein Anwalt

Nur Wahnsinnige oder an einer maßlosen Selbstüberschätzung leidende Anwälte würden die professionelle Haftung für eine Sache übernehmen, in der sie quasi ohne belastbare Informationen unter immensen Zeitdruck einen Fall zu bearbeiten hätten, ohne dass sie auch nur im Geringsten eine Sicherheit hätten, für ihre Tätigkeit überhaupt bezahlt zu werden.

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