Sonntag, Oktober 31, 2010

Winterzeit, Sommerzeit, Prinzenstreit

irgendwann in 25 Jahren...
Im Herzogtum Gartenswerk tobt ein Erbfolgekrieg. Nach dem Ableben des Herzogs Karl XXXIV streiten sich die Zwillingsprinzen Karl Primus und Karl Secundus, wer denn der rechtmäßige Thronfolger sei. Während Karl Primus seine Kavallerie in Stellung gebracht hat, hat sich Karl Secundus mit seinen Bogenschützen auf den Zinnen der Burg Obergarten verschanzt. Jeder der Zwillinge pocht auf sein Recht. Die Verfassung von 1876 sagt: Die Thronfolge geht bei Ableben des Herrschers auf dessen ältestes legitimes Kind über.

Warum also streiten sich Primus und Secundus so erbittert? Der Erbfolgestreit begann in der Nacht vom 30. Oktober 2010 auf den 31. Oktober 2010. 

Die Herzogin Esperanza II. begab sich um 23:00 in die Privatabteilung des Hospitals Karl XXIX.  Der erste der Zwillinge erblickte nach der 2. Stunde das Licht der Welt, 30 Minuten später folgte der Zweite. Hätte nun die herzögliche Bürokratie nicht einerseits  so genau gearbeitet und andererseits nicht so geschlampt, wäre alles zum Besten verlaufen.

Die beiden Zwillinge wurden gemäß ihrer Namen als Thronfolger und Prinz erzogen. Bis zu ihrem 19. Geburtstag wurde von keinem der Beiden die Reihenfolge in Frage gestellt, bis Secundus bei der Besichtigung der herzöglichen Archive auf die Geburtsurkunden stieß und dort folgende Eintragungen fand:

Karl Primus Prinz von Gartenswerk, männlich, geb. am 31.10.2010 im herzöglichen Hospital Karl XXIX um 02.48 Uhr
Karl Secundus Prinz von Gartenswerk, männlich, geb. am 31.10.2010 im herzöglichen Hospital Karl XXIX um 02:18 Uhr

Oha, dachte er bei sich, dem Amtsschimmel sei Dank, der wahre Thronfolger bin ich. Bis zu seinem 24. Lebensjahr behielt er seine Entdeckung für sich. Allerdings wurden sämtliche Personen, die bei der Geburt dabei gewesen waren von einer Serie höchst erstaunlicher Unglücksfälle dahingerafft. Die Herzogin hatte bereits vor Jahren das Zeitliche gesegnet.

Als nun auch der Herzog seinen letzten Atemzug getan hatte, sollte nach Ablauf eines Jahres der Staatstrauer die Krönung des Thronfolgers stattfinden. Diese Zeit nutzte Secundus um Anhänger um sich zu scharen und seinen Anspruch anzumelden.

Das Herzogtum war gespalten. Die Bürokraten stellten sich hinter  Secundus, dessen Anspruch mit Schrift und Siegel zu beweisen war. Die Traditionalisten stellten sich hinter den wahren Thronfolger.

Eine dritte Gruppe dachte nur bei sich:
Was wir von der Sommerzeit haben, wissen wir nicht, welche Scherereien wir damit haben schon. Denn in der Nacht der Geburt der Zwillinge wurde nach einem herzöglichen Erlass die Uhr um 03:00 auf 02:00 Uhr zurückgestellt. Die Frage war nun:
Treffen die Eintragungen schlicht zu und beruht die Namensgebung einer herzöglichen Laune oder
ist Karl Primus der Erstgeborene und fehlte bei Karl Secundus amtlicher Geburtsbescheinigung ein Hinweis auf die anzuwendende Zeit, während die Rückstellung der Uhr von einem aufmerksamen Beamten sehr wohl bedacht war?

Die Frage brauchte nicht mehr beantwortet zu werden, denn während der Belagerung der Burg Obergarten lies ein Storch, der über der Burg seine Runden zog, eine Kröte aus seinem Schnabel fallen. Diese fiel direkt auf den Kopf Karls Secundus, der sich darüber so erschreckte, dass er rücklings von der Zinne seiner Burg in den Graben stürzte, wo er noch im selben Augenblick verschied.

Noch am Abend seiner Krönung schaffte Karl XXXV die Sommerzeit ab, um seinem Reich ein weiteres Mal Chaos und Verwirrung zu ersparen.

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