Donnerstag, April 12, 2012

Grass's Gedicht, Versuch einer Interpretation

Was gesagt werden muss von Günther Grass

Der Autor, immerhin ein Literatur-Nobelpreisträger, gibt in einem Textbeitrag seine Meinung zu einem wichtigem Teilaspekt der Weltpolitik wieder. Er nennt sein Werk "Gedicht". Dabei drückt er seine Gedanken in neun unregelmäßig großen Absätzen aus und verzichtet dabei auf jegliche Reime und jegliches Versmaß. Auch die Wortwahl kann keineswegs lyrisch genannt werden, sondern entstammt eher der Umgangssprache.

Den Verfasser dieser Kritik erinnert das Werk daher eher an ein Protokoll eines Selbstgespräches.

Bereits der erste Absatz des so genannten Gedichts, versetzt den Leser in Erstaunen. Der Autor rechtfertigt sich für sein Schweigen, ohne darzulegen, weshalb er zum Reden verpflichtet wäre. Er kann nicht länger verschweigen, was offensichtlich sei. Dieses Paradoxon kommt einer Beleidigung seiner Leser gleich. Denn er verfügt keineswegs über Herrschaftswissen sondern ist lediglich in der Lage aus allgemein verfügbaren Fakten und Vermutungen die richtigen Schlüsse zu ziehen; warum dieses der Autor der übrigen Menscheit nicht zutraut, verschweigt er allerdings.

Immerhin, es geht um den Weltfrieden und seine Bedrohung durch Israel. Die Bedrohung Israels durch ein angebliches Atomprogramm des Iran wird hingegen verharmlost. Das iranische Volk wird ja nur durch einen Maulhelden unterjocht. Ohne ihn, diesen "Maulhelden" würde demnach die Bedrohung entfallen, ob ich das glauben kann?

Im dritten und vierten Absatz beschäftigt sich der Autor mit der Frage, was passieren könnte, wenn er Ross und Reiter nennen würde und nimmt dabei die auf ihn nun einprasselnde Kritik zutreffend vorweg. Nur, um schließlich im 5. Absatz Israel doch beim Namen zu nennen. Er kritisiert die Lieferung eines U-Bootes, welches als Abschussvorrichtung von Atomraketen dienen könnte durch Deutschland.

Obwohl er Israel verbunden ist, muss er es jetzt als sein Vermächtnis offen aussprechen:"Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden!" Ein atomarer Erstschlag ist ein Verbrechen und jeder, der diesen unterstütze, mache sich mitschuldig. Zudem sei eine atomare Bedrohung durch den Iran längst nicht erwiesen.

Man kann Grass zustimmen, in seinem Wunsch in einer friedfertigen, gewaltlosen, das Existenzrecht eines jeden Staates und Volkes respektierenden Welt zu leben.

Auch als Deutscher muss Kritik an Israel erlaubt sein und sollte nicht mit dem Totschlagargument des Antisemitismus erwidert werden. Doch der Adressat ist falsch.

Umringt von verfeindeten Staaten, kann sich Israel seine Existenz nur dadurch sichern, dass die Nachbarn eben nicht um seine wirkliche Stärke wissen. Die Drohung mit einem Übel ist nur so lange wirksam, als sie nicht umgesetzt wurde. Das ist legitim und wurde auch von anderen Mächten so umgesetzt.

Gerade das Wissen, dass ein atomarer Erstschlag, gleich durch welche Macht, eine Apokalypse zur Folge haben wird, verringert die Wahrscheinlichkeit des Eintritts einer solchen Maßnahme. Israel ist ein demokratisch verfasstes Staatswesen, welches in ein austariertes Gespinst internationaler Politik eingebunden ist. Die israelische Führung ist gegenüber ihren Garanten nicht taub, sondern für Appelle durchaus erreichbar.

Hingegen besteht der Iran nicht nur aus einem Präsidenten, der aus absoluter Machtvollkommenheit sein Volk in die Irre oder Verdammnis geleiten kann, sondern auch im Iran existiert ein Machtsystem. Mit dem Unterschied, dass dieses System für die internationale Politik nämlich nicht erreichbar ist und sich jegliche Einflussnahme von Außen strikt verbietet.

Gegen ein solches Regime hilft nur eine Drohkulisse. Denn ein atomarer Erstschlag könnte die Existenz Israels nicht sichern, sondern nur die Ungewissheit auf Seiten möglicher Aggressoren, ob Israel überhaupt hierzu bereit und in der Lage wäre.

Die Stärke Israels ist nicht seine Fähigkeit, die Welt zu vernichten, sondern die Angst seiner Gegner, dass mit der Existenz Israels die eigene zu Grunde gehen würde.

Und das, Herr Grass, musste einmal gesagt werden.


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