Montag, Oktober 18, 2010

Fachkräftemangel - Bitte nun nicht das Kind mit dem Bade ausschütten

Die Regierung plant nun offenbar, ausländische Abschlüsse und Qualifikationen schneller und unbürokratischer anzuerkennen, als bisher.

Dieses Ziel kann ich nur begrüßen. Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden, weshalb diese Abschlüsse bisher nicht oder nur nach Überwindung bürokratischer Hürden anerkannt wurden.

Einerseits müssen die fachlichen Anforderungen zur Erlangung dieser Qualifikationen darauf überprüft werden, ob sie mit inländischen oder europäischen Vorgaben vergleichbar sind.

Andererseits muss einer Anerkennung von Abschlüssen vorgebeugt werden, die durch Korruption und ohne eigene Qualifikation erlangt wurden.

Bei dieser Gelegenheit eine bürokratische Stilblüte:

Ein mir sehr nahe stehender Mensch kam als fertiger Kinderarzt nach Deutschland; um nun hier ebenfalls als Arzt arbeiten zu können, mussten sowohl das Studium als auch der Facharzttitel anerkannt werden. Für ersteres war das Landesinnenministerium für letzteres die Kammer zuständig.

Da diese Stellen unabhängig voneinander terminierten, wurde zunächst der Facharzt anerkannt und mit dieser Urkunde im Gepäck stellte sich der Kandidat nunmehr auch der Prüfung zur Anerkennung als Arzt.

Die Kommission fragte nur ungläubig, was er denn noch hier wolle...

1 Kommentar:

  1. Man könnte die Anerkennung solcher Abschlüsse bilateral gestalten. Länder, in denen unsere Abschlüsse anerkannt sind, dürften einen vergleichbaren Standard haben.

    Eine handstreichartige Aufhebung aller bisherigen Kriterien halte ich ebenfalls für kontraproduktiv. Das muss durchdacht und von Fachleuten begleitet stattfinden. Dabei ist es von großer Bedeutung, diese Anerkennungsprozesse keienswegs nur den Universitäten zu überlassen, die von den wahren Anforderungen der freien Wirtschaft ja nur eine schemenhafte Ahnung haben. Hinzu kommen müssen Vertreter der Wirtschaft. Das sollten aber auch keine Herrschaften aus unseren berufständischen Organen, wie zB den Kammern sein, die ja meistens auch unbeleckt von jeder realen Arbeitserfahrung sind.

    Für bestimmte Berufsgruppen sollten Fach-Ausschüsse gebildet werden, die Kriterienkataloge erarbeiten und dann anwenden.

    Vermutlich ist das aber wieder viel zu einfach, als das es unsere Politiker verstehen könnten.

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