Dienstag, Februar 19, 2013

Der Pferdefleischskandal muss systematisch und nicht punktuell aufbereitet werden

Die Politik ist zum Haareraufen. Jetzt werden ein paar Gramm Pferdefleisch in Konserven und Fertiggerichten gefunden, die da ganz bestimmt nicht hinein gehören. Was macht die Politik? Sie fordert eine bessere Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel.

Mal ganz abgesehen davon, dass Papier doch sehr geduldig ist, so kann ich auf ein literarisches Werk ohne Weiteres "Doktorarbeit" drauf schreiben, selbst wenn in Wahrheit ein Plagiat drinnen ist. Es spielt also zunächst gar keine Rolle, was drauf steht, sondern es kommt einzig und allein darauf an, was drin ist. Das ist und bleibt Vertrauenssache. 

Nun kann ich die Händler und Fabrikanten durch Sanktionen in die Haftung nehmen, dass auf die schönen, bunten Verpackungen nur das drauf kommt, was auch nachweislich drinnen ist. Einhergehen müsste dies mit einer flächendeckenden Überwachung in den Produktionsstätten, aber auch mit einem engeren Netz externer Kontrollen.

Wir sind eben ein papiergläubiges Volk. Oder wie konnte ein Freund vor vielen Jahren von Bayern nach Österreich mit einem Pferdehänger fahren, wobei die Papiere eingehend geprüft wurden, aber kein Mensch mal einen Blick auf das Pferd geworfen hat, also ob die transportierte Fracht mit der Deklaration in den Papieren übereinstimmt???

Gut, aber was soll denn nun bitte auf einer Verpackung stehen? Die typische Juristen-Antwort lautet: "Es kommt darauf an".

Beginnen wir mit einer Packung Reis: Soll da wirklich "Reis" darauf stehen, ist der "Verbraucher" damit schon zufrieden?

Es gibt Wildreis, Hochlandreis, Zuchtreis, Reis aus konventionellem Anbau, aus biologisch kontrolliertem Anbau, Reis mit genetisch verändertem Erbgut. Will der Verbraucher nicht auch noch wissen, woher der Reis geografisch stammt? Ist der Staat ausreichend, die Region, die Kommune, der Anbaubetrieb oder gar die Lage der Anbaufläche mit allen GPS-Daten?  
Wer hat das Saatgut hergestellt, welche Pflanzenschutzmittel wurden verwendet? Handelt es sich um natürliche Niederschläge oder wurde der Reis künstlich bewässert?  Wurde das Wasser vorher chemisch, physikalisch, alchemistisch behandelt? Wurde Stauseewasser oder Grundwasser in die Bewässerungsanlagen eingeleitet? Wie oft werden die Rohre gereinigt und desinfiziert?

Ein Produkt, ein Inhaltsstoff und so viele Fragen, die den Verbraucher oder die Verbraucherin (jeweils natürlich beiderlei Geschlechts) möglicherweise brennend interessieren könnten.

Nun nehmen wir eine Tütensuppe: sollen da tatsächlich alle Angaben zu jeder Zutat auf das Etikett, die möglicherweise von Interesse sind?

 Ich will keinen Roman lesen, bevor ich ein (Fertig-)Produkt kaufe. Heute ist es Pferdefleisch, morgen sind es Gen-Tomaten, nächste Woche Schimmelspuren im Reis und nächsten Monat sind es Salmonelleneier aus Bio-Betrieben. Ich will keine Tütensuppen im Umzugskarton kaufen, nur weil sonst der Platz nicht ausreichen würde alles zu deklarieren, was zu deklarieren ist.

Entweder ich kaufe ein Produkt, weil ich dem Händler oder Hersteller vertraue oder ich lasse es bleiben. Das ist die schärfste Waffe des Kunden. Er oder sie kann "Nein" sagen, dann bleibt der ganze Mist unverkäuflich.


2 Kommentare:

  1. http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/futtermittelfirmen-werfen-importeur-zu-laxe-kontrollen-vor-a-886369.html

    Schimmelspuren im Mais haben wir jedenfalls schon...

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