Es war einmal, als die überzüchtete Rassekatze D'aimla und der Straßenkater Chrys entdeckten, dass sie sich prima ergänzten. D'aimla brachte das aristokratische Klassenbewußtsein mit und Chrys wußte, wie man dem kleinen Mann die Mäuse wegnimmt. Wir zwei und unsere Kumpels werden es so richtig krachen lassen. dachten sie.
Und tatsächlich, bis zum ersten Minicrash dauerte es gar nicht so lange. Denn sehr bald stellten die beiden fest, dass sie zwar der selben Spezies angehörten, aber sonst kaum Gemeinsamkeiten hatten.
D'aimla legte Wert auf ein durchgestyltes, gepflegtes Äußeres und verbrachte viel Zeit und Energie um ihre körperliche Fitness zu behalten.
Chrys hingegen war mehr am kurzfristigen, dafür erschwinglichen Vergnügen interessiert. Eine Sache mußte nur ihren Zweck erfüllen, mehr nicht. Um nicht sofort ihr Scheitern eingestehen zu müssen, weihten sich D'aimla und Chrys in ihre geheimsten Geheimnisse ein. Sie wollten ja schließlich Synergieen freisetzen. So kam es, dass D'aimla immer ungepflegter daherkam, während Chrys einige Marotten entwickelte, die man vorher so nicht von ihm kannte.
Das führte dazu, dass sich ihre Freunde und Anhänger von Ihnen distanzierten. Die Rasseliebhaber sahen in D'aimla nun die Straßenkatze und schämten sich mit ihr gesehen zu werden. Genauso sahen die Anhänger Chrys's nun in ihm den Snob, den sie gar nicht ausstehen konnten. Zu der inneren Sprachlosigkeit zwischen den beiden kam nun auch die fortschreitende Vereinsamung, da keiner etwas mit den Freunden des anderen anfangen konnte und diese sich nach und nach von Ihnen abwandten.
In einem letztem Akt von Vernunft gingen sie zu einem gemeinsamen Vertrauten Walroß-Dieter, der ihnen die sofortige, aber kontrollierte Trennung empfahl.
Wie bei einer richtigen Scheidung gab es wichtige Punkte zu regeln.
Chrys hatte zwar unter dem Strich einen höheren Vermögenszuwachs als D'aimla, war jedoch mit so vielen Schulden in die Ehe gegangen, dass er von D'aimla noch eine schöne Stange Geld als Zugewinn mitnehmen durfte.
Auch die Versorgungsanwartschaften waren deutlich höher bei ihr als bei ihm, so dass sich Chrys keine Sorgen mehr um seine Altersversorgung und Pensionsrückstellungen machen musste.
Unterhaltsansprüche standen nicht zur Debatte. Sie war finanziell unabhängig und er ging sofort nach der Trennung eine neue Verbindung mit einem netten Grashüpfer ein.
Das Tafelsilber und die Hochzeitsgeschenke waren schnell geteilt.
Nur die Einigung über das Sorge- und Umgangsrecht mit den gemeinsam gezeugten überaus patenten Töchtern Researchia und Develope kostete doch eine gehörige Portion Schweiß.
Etwas haben die beiden gelernt. Eine Hochzeit über Standes- und Kulturgrenzen hinweg muss aus Liebe geschehen. Vernunft ist auf Dauer keine Basis für derartiges.
Irgendwie ist Familienrecht nur hochspezialisiertes Gesellschaftsrecht; es kommt nur auf den Standpunkt des Betrachters an.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen