Mittwoch, Januar 29, 2020

Büttenrede 2019


Patientenakte





Ziegele, Peter


Weil auf Ziegele die Sonne scheint,
ein jeder hier dasselbe meint,
da kann man es gar nicht vergessen,
wer glaubt, die Weisheit hat gefressen.

Doch so klug, wie ihr 's euch denkt,
das seid ihr eben nicht – geschenkt.
Aus Schlierbach komm‘ ich, ihr Banausen,
die so stolz ihr seid, auf Ziegelhausen.
Dort am Neckar eine Klinik steht,
und die ist weltbekannt,
Ihr einen Orthopäden vor Euch seht,
der mit Humor Euch und Verstand,
die Leviten liest, so dass es kracht.
...mal sehen, wer am Ende lacht.
Ich möchte so manches grade rücken
Und euch mit Wahrheiten beglücken,
ich kenn' mich aus mit vielen Faxen,
lass krumme Knochen grade wachsen.
Man schimpft uns auch die Knochenbrecher,
drum merket auf, ihr müden Zecher,
denn von Plattfüßen mitnichten,
will ich euch heute hier berichten.



Wird in Heidelberg etwas verbockt,
auf, ratet, wo der Schuld'ge hockt
Ob Würzner, Gradel oder Föhr,
wo kommen die denn alle her?
Aus Ziegele und Peterstal,
das weiß doch jeder, hier im Saal.
Herr Lamers, Thewalt, Schwarzens Joe,
auch die gedeihen hier recht froh.
Und aufgepasst, ihr lieben Leit,
ihr meint, ICH käm von der dappich Seit'?
Doch von zu vielen Sonnenstrahlen
Leidet das Gehirn oft Qualen,
denn ein echter Sonnenbrand,
ist schädlich auch für den Verstand
Wo sind sie her, diese Banausen?
Ihr ahnt es schon, aus Ziegelhausen.



Mit Stift Neuburg habt ihr eine Perle,
das Kloster ist auch eine Pracht,
doch irgendwie haben da die Kerle,
was nur geht, auch falsch gemacht.
Ihr hattet euren Klosterhof, der einlud zum Verweilen,
wie kann man denn solch ein Juwel, einfach nur verpeilen?
Erst schmeißt der Abt den Pächter raus,
dem Konvent war das ein Graus,
denn der hat danach kurz genickt,
und den Abt gleich hinterher geschickt.
Auch die weltbekannte Efeuzucht,
wurde Opfer dieser Eifersucht,
kein Biergarten, kein Weihnachtsmarkt mehr,
das Kloster steht noch, doch fast leer.
Wo sind sie her, diese Banausen?
Ihr ahnt es schon, aus Ziegelhausen.


Muss man da noch wirklich fragen,
warum in Heidelberg so Vieles liegt im Argen?
Politik heißt Stress, mit Parteien und Verbänden <=
was soll sich da bitte sehr zum Guten wenden?
Wer hat es eigentlich verbockt,
dass der Verkehr fast immer stockt?
Vom Römerkreis zum Bauhaus hin,
gibt’s drei Ampeln, das macht Sinn,
um das Fußvolk(!) zu beglücken,
DAS muss nur auf's Knöpfchen drücken.
Ja, als Autofahrer ohne Eile,
genieß' ich uns‘re Rotlichtmeile,
wo dank gezielter roter Welle,
man kommt nur langsam von der Stelle.
Wo sind sie her, diese Banausen?
Ihr ahnt es schon, aus Ziegelhausen.



Am Bahnhof eine Großbaustelle,
ist des Verdrusses stete Quelle,
nichts geht vor und nichts zurück,
was war das doch ein Meisterstück
denn von Nord nach Süd und Ost nach West
steckte man nur im Chaos fest.
Weil, das war nicht eben klug,
nur eine Baustell war euch nicht genug,
statt zu verlegen eine Haltestelle,
dachtet ihr, och in einer Welle,
die Gleise in der Anlag zu sanieren
und auch noch die Rohre zu reparieren.
Als Zeit wähltet ihr die Ferien aus,
weil weniger Menschen da zuhaus,
doch mit solch missglückten Listen,
vergrault ihr eiskalt die Touristen.
Wo sind sie her, diese Banausen?
Ihr ahnt es schon, aus Ziegelhausen.


Ich nutze Schienen, um zu heilen,
die Politik, um sich zu keilen,
da darf der Betriebshof heut nicht fehlen,
auch mit dem, muss ich Euch quälen,
heraus mit ihm aus Bergheims Mitte,
das wären ja schon gute Schritte,
doch Anke Schusters SPD,
die sagt erstmal laut, och nee.
bis dann überkocht, der Meinungstopf,
Kommando kehrt, sagt sie Ja, zum Ochsenkopf.
Wo sind auch die her, die Banausen?
Ihr ahnt es schon, aus Ziegelhausen.



Jan Gradel sagt mit festem Ton,
der Donnerstag hat Tradition
für studentische Exzesse,
in der Altstadt, meine Fresse!
Die Kneipen bleiben länger offen,
die LINDA reagiert betroffen.
Warum nur, macht ihr den Kotau,
vor den Wirten und auch dem Radau?
Im Oktober die Erstsemester grölten,
als sie Kehl‘ und Leber ölten.
Dass dies schon immer ein Problem,
das erkennt man heute noch anschaulich,
man muss nur in die Augustinergasse geh'n,
wo auch die Lösung liegt, erstaunlich,
denn, wenn Studis früher randalierten,
sie flugs im Karzer(!) residierten.
Wer heute seine Nächte will genießen,
muss Fenster, Türen, Ohren schließen.
Ob dies der Weisheit letzter Schluss,
zur Vermeidung eines Tinnitus,
wird, da bin ich sicher mir als Dichter,
Euch sagen bald ein kluger Richter.
Wo sind sie her, diese Banausen?
Ihr ahnt es schon, aus Ziegelhausen.
……

Wo ich grad beim Trinken bin,
kommen mir die Brunnen in den Sinn.
Fast 40 Bächlein oder Quellen,
fließen vom Berg hinab zu den Wasserstellen.
Da hat bei größter Sommerhitz,
ein Mann Verstand und Mutterwitz,
er öffnet einen Wasserhahn,
und gibt dem Wasser eine Bahn,
damit in unsrer alten Stadt,
man fer umme was zu trinken hat.
Was folgt, das ist nun wirklich hart,
man nimmt ihm gleich die Schlüssel ab.
Denn Wasser, das man trinken darf,
einer amtlichen Lizenz bedarf,
doch färbt es sich dann plötzlich bläulich,
wird die Lage ganz abscheulich.
Was lob' ich mir da die Natur,
die liefert uns das Wasser pur.
Das ist nicht klarer, auch nicht nasser,
doch ohne Stempel ist's nur Leitungswasser.
In Heidelberg sind, welch ein Hohn,
fast dreißig Brünnlein nur Dekoration.
Muss ich das Euch wirklich fragen,
wer im Rathaus hat das Sagen?
Wo sind sie her, diese Banausen?
Ihr ahnt es schon, aus Ziegelhausen.


Und eine Sache richtig fies,
geschah hier an der Neckarwies,
wo in klaren, lauen Nächten,
Menschenmassen sangen und auch zechten.
Und leider ist das hier kein Schwindel,
es gibt dort auch recht viel Gesindel,
das im Schutz der Dunkelheit,
vertickt die Drogen an die Leit.
Damit man dies und manche Stresser
beobachten und fangen kann viel besser,
wird, das ist nun wirklich nicht erdichtet,
die Wiese nächtens hell belichtet.
Doch leider, hört man es schon munkeln,
die Wege bleiben doch im Dunkeln,
wo so manches scheue Element,
Tarnung und Verstecke kennt.
Muss ich Euch das wirklich fragen,
wer im Rathaus hat das Sagen?
Wo sind sie her, diese Banausen?
Ihr ahnt es schon, aus Ziegelhausen.


Nun sind wir schon in Neuenheim, doch noch lange nicht im Feld,
wohin nun alle Kranken gehen und neidisch blickt die Welt.
Nur eines ist da sehr vertrackt,
es herrscht dort der Verkehrsinfarkt,
weil, wie das Blut durch die Gefäßlein,
sich alles drängt nur durch ein kleines Sträßlein.
Es kommen Pfleger oder Professoren,
zu Fuß, mit Fahrrad und auch mit Motoren,
es sind Deutsche, Türken und auch Russen,
in Straßenbahnen, Autos, Bussen,
die morgens früh und abends spät,
im Stau dort stehn, weil nix mehr geht.
Herr Würzner feilt an einem Masterplan,
das hört sich schon gewaltig an,
das klingt nach Quadratur von Kreisen,
nach Wundern und dem Stein der Weisen.
Muss ich Euch das wirklich fragen,
wer im Rathaus hat das Sagen?
Wo sind sie her, diese Banausen?
Ihr ahnt es schon, aus Ziegelhausen.


Gleich vier Büros sind angetreten, fast wie beim Turnier,
um diese Kuh vom Eis zu holen, oder ist es schon ein Stier?
Den Entwürfen eines ist gemein,
es soll schön ökologisch, möglichst ohne Autos sein.
Das erscheint mir ziemlich dämlich,
dienen Kliniken Patienten nämlich,
Und die sind selten gut zu Fuß
noch fahren sie Fahrrad oder Bus.
Die kommen meist im PKW,
zum Schutz vor Regen oder Schnee.
Was nützt der schönste Klinikring,
kommst als Patient Du gar nicht hin.
Frauen denken schon zum Kinderkriegen,
statt ans Auto gleich ans Fliegen,
Ja, ein Kreißsaal, der muss her,
an jede Kreuzung, statt `nem Kreisverkehr.
Schau ich sie an mir, diese Plänchen,
man diskutiert sogar ein Hochseilbähnchen,
dann denk ich an 'ne olle Krücke, <=
Ganz wichtig ist die 5. Brücke.
Für eine Seilbahn braucht es Personal,
für eine Brücke nicht, ist doch genial!
Und eine Straße noch von Hendesse,
durch den Salat und durch die Kresse.
dann jubeln alle, die Dozenten,
Wissenschaftler und Patienten.
Das zu sagen, ist schon fast verboten,
wo ist der Alexander?, der zerschlägt den gordischen Knoten?
Muss ich Euch nun wirklich fragen,
wer im Rathaus hat das Sagen?
Wo sind sie her, diese Banausen?
Jetzt wisst ihr es, aus Ziegelhausen. AHOI



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