Dienstag, August 01, 2006

Ist unser Tarifsystem noch zeitgemäß ?

Im Tarifstreit der kommunalen Krankenhäuser hat es eine Teileinigung zwischen den kommunalen Arbeitgebern und den Gewerkschaften ver.di und DBB gegeben, berichtet u.a. das handelsblatt.

Bei dieser Einigung sind alle möglichen Berufsgruppen vertreten, vom Pförtner, der Hilfsköchin, dem Notfall-Elektriker, bis hin zu den krankenhaus-typischen Berufsgruppen in Verwaltung und Pflege. Aber die Ärzte, die vom Marburger Bund vertreten werden, waren an den Verhandlungen nicht beteiligt.

Das könnte ein Pyrrhus-Sieg für Gewerkschaften und kommunale Arbeitgeber werden. Es zeigt nämlich wie unsinnig ein Tarifsystem ist, in dem Gewerkschaften und Arbeitgeber für branchentypische Konstellationen Regelungen verabschieden, obwohl andere, sachnähere Interessensvertretungen durchaus vorhanden wären.

Für den Lackierer in einer Lackiererwerkstatt gilt der Manteltarifvertrag für das Maler- und Lackiererhandwerk. Für den Lackierer bei Porsche, der Porsche Haustarifvertrag.

Und nun sollen Ärzte dazu gezwungen werden zu Bedingungen zu arbeiten, die den vorgenannten Berufsgruppen gerecht werden, mit dem ärztlichen Alltag im Krankenhaus, der professionellen Verantwortung, und der Stellung von Ärzten in der Gesellschaft rein gar nichts zu tun haben.

Interessenvereinigungen wie Gewerkschaften haben dann eine Daseinsberechtigung, wenn sie homogene Interessen vertreten und parteipolitisch unabhängig durchsetzen. Der Gemischtwarenladen ver.di sollte sich aber nicht anmaßen die Interessen einer einheitlichen Berufsgruppe vertreten zu können und zu dürfen, die sich bewußt durch Gründung eines eigenen Interessensverbandes dagegen entschieden hat, sich durch eine Gewerkschaft traditioneller Struktur vertreten zu lassen.


Anstatt, dass Ärzte, anwälte etc wieder unter das Dach der Gewerkschaften zurückkehren, wird vielmehr der umgekehrte Weg in die Zukunft weisen, nämlich punktuelle und abgestimmte Tarifverträge für kleine Gruppen von Arbeitnehmern.

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