Riestern lohnt sich nicht. Das mag ja stimmen. Was mich stört ist die Begründung.
Die Riesterrente wird bei Geringverdienern im Alter kein Zusatzeinkommen generieren, sondern auf die staatlichen Sozialleistungen als Abzugsposten angerechnet.
Nehmen wir an, die Grundsicherung liegt bei 1.000 Kartoffeln im Monat. Person 1 hat geriestert und so 600 Kartoffeln erworben.
Person 2 hat nichts getan.
Dann erhält
Person 1 vom Staat 1.000 - 600 = 400 Kartoffeln
und
Person 2 vom Staat 1.000 - 0 = 1.000 Kartoffeln
In den Medien wird dieses Ergebnis als schreiende Ungerechtigkeit verkauft, weil Person 1 und Person 2 letztlich am Ende das gleiche haben.
Dass Person 1 stolz darauf sein kann, wenigstens 600 Kartoffeln aus eigener Leistung zu haben, zählt nicht.
Dass Person 1 immer noch 600 Kartoffeln haben wird, wenn es dem verarmten Staat gefällt, die Grundsicherung mit 500 Kartoffeln festzulegen, zählt auch nicht.
Sind wir wirklich ein Volk von Parasiten geworden, in dem jeder nur noch danach schaut, wieviele Wohltaten der Allgemeinheit abgerungen werden können, ohne etwas dafür tun zu müssen ? Hier müssen ganz schnell die Maßstäbe gerade gerückt werden.
Betrachtet man es von der Solidargemeinschaft aus, ist der Riestersparer sicherlich das Idealbild, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Großteil der Bevölkerung so verantwortungsbewusst handelt. Diese Mitnahmementalität ist ein gesellschaftliches Phänomen, gegen das der Staat Anreize schaffen sollte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man anders ein Umdenken erreichen kann.
AntwortenLöschenAlso, ich zahle als Angestellter monatlich xxx Euronen in die Sozialkasse. Trotzdem könnte mich eines Tages HartzIV treffen.
AntwortenLöschenDie Anrechnung der Riester-Rente regt ich doch etwas auf. Ob ich mich als Parasit fühle? Ich bin ziemlich sicher, dass nein.
Maßstäbe werden meist von oben nach unten vermittelt.
AntwortenLöschenWas erwarten Sie bei dem Vorbild, dass die Politik und die Wirtschaft geben?
Das erste Problem ist doch: was kann man sich von "Stolz" kaufen? Sollte der Staat nicht wenigstens zusätzliche Anreize zum "Riestern" schaffen? Z.B. dass nur ein gewisser Prozentsatz angerechnet wird. Natürlich ist der Sparer später unabhängiger von staatlicher Finanzplanung.
AntwortenLöschenAbgesehen davon: Immerhin zahlt der Parasit im täglichen Leben alle möglichen Steuern, die zur Finanzierung des Staatshaushalts verwandt werden... Warum müssen Geringverdiener, die auch ihr Leben lang in die Rentenkasse zahlen, denn überhaupt im Alter von Sozialhilfe leben?
Mitnahmementalität? Parasiten? Diese Leistungen stehen wegen geltendem Recht zur Verfügung. Ist ein Empfänger von Schadensersatz ein Parasit? Kann man Eltern, die Kindergeld erhalten, eine Mitnahmementalität vorwerfen? Und auch ein "stolzer" Euro ist nur 100 Cent wert.
AntwortenLöschen@ alle
AntwortenLöschenBitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass (auch nach meiner Auffassung) die Inanspruchnahme staatlicher Leistungen für sich genommen kein Schmarotzertum darstellt.
Wenn jedoch der eigene Lebenszuschnitt so angepasst wird, um die Höhe der staatlichen Zuwendungen zu maximieren, ist für mich eine Grenze erreicht; nämlich dort wo die eigene Bedürftigkeit bewußt herbeigeführt wird.
Das ist doch bereits ein alter Hut! Wer kennt noch den Spruch: "Eins ist sicher, die Rente" den unser Arbeitsminister Norby Mitte der 80er Jahre von allen Plakatwänden und Litfaß-Säulen gelächelt hat. Und die Riesterrente ist halt genauso sicher.
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